6. Tag - Schwerter im Fels

Gleich nach dem Frühstück machen wir uns auf nach Stravanger und suchen zunächst die “Svert i Fjel“, die Schwerter im Stein, die viel kleiner sind als wir sie uns vorgestellt hatten (ca. 8 Meter hoch) und zudem noch an einer recht unscheinbaren Stelle. Dennoch schafft es keiner von uns die Schwerter aus dem Stein zu ziehen:



Hier kann man übrigens auch Miesmuscheln ernten:


Naja, das mit dem Rausziehen haben wir wohl aus einer anderen Sage. Dieses Denkmal ist eher ein Symbol für die Schlacht hier am Hafsfjord, die vor über 1100 Jahren statt gefunden hat und zur Reichseinigung geführt hat.
Unterhalb der Schwerter befinden sich Miesmuschelbänke. Hier könnte man glatt ernten gehen aber auf Muscheln stehen wir nicht so und schon gar nicht bei der Hitze.

Zum Glück haben wir vorher noch gelesen, wie sich das in Norwegen mit den Mautstationen verhält. In Stravanger passieren wir gleich 2 x die Maut-Station der Stadt und müssen dabei immer auf die Manuelle Spur ausweichen. Da beide Passagen noch innerhalb einer Stunde sind, müssen wir nur 1 x bezahlen und beim 2. Mal genügt es das Ticket in den Schlitz zu stecken.

13 NOK als Stadtmaut scheint noch einigermaßen erschwinglich. Ja klar, beschweren kann man sich trotzdem. Aber wir beginnen auch die Arbeit zu achten, die hinter dem Straßenbau in so unwegsamem Gelände steckt und da kann man auch mal 2 Euro dafür bezahlen.

Die Stadt Stravanger ist allerdings eine alte Industriestadt, die wir nicht so anziehend finden und uns deshalb auch bald davon machen. Im Vorbeifahen sehen wir die schmalen steilen Gässchen der Altstadt mit den landestypischen kleinen Holzhäusern. Etwas lernen wir auch noch über das Parkleitsystem. Ein freier Parkplatz ist in Norwegen “ledig” ebenso wie ein freies Zimmer, nicht dass jemand auf den Gedanken kommt, dass es hier nur Zimmervermietungen für unverheiratete Singles gibt.

Mal sehen, was wir auf unserer Reise noch für Worte lernen. Das nächste Ziel auf unserer Strecke ist der Prekestolen. Eigentlich wollen wir erst morgen dort hoch, da die Wanderung ein paar Stunden dauern soll wollen wir aber sehr zeitig los um die Mittagshitze zu meiden. Heute Abend wollen wir und schon mal eine gute Startposition sichern und müssen so auf jeden Fall heute noch über die Fähre, da die erste Fähre morgen früh nicht vor 9 Uhr geht.

Wir fahren deshalb weiter auf der alten schmalen 13 Richtung Imst und erreichen einen wunderschönen Bergsee mit Rastplatz für eine Mittagspause. Da es heute schon wieder 30 Grand sind und die Sonne brennt, tut es gut für einen Moment lang die Füße ins Wasser des Sees zu stellen. Nach der netten Fahrt erreichen wir auch bald die Fähre über den Lysenfjord. Für die Überfahrt zahlen wir 151 Kronen und sind in Nullkommanix drüben auf der anderen Seite.

Nach der Fähre entdecken wir einen wunderschön angelegten Rastplatz auf dem wir auch kurz halten und nette Wohnmobilisten aus Schleswig kennen lernen. Es wird Anglerlatein ausgetauscht und anschließend besuchen wir noch das nahe gelegene Lysenfjordcenter. Dort besichtigen wir die dicken Lachse in einer Maststation. Auf diesem Rastplatz könnte man auch Übernachten aber dazu steht uns die Sonne noch viel zu hoch.

Laut unserem Reiseführer gibt es eine Stichstrasse auf der anderen Seite des Lysenfjordes von der aus man theoretisch den Preikestolen schon mal sehen kann. Wir überqueren also den Fjord noch einmal über die Brücke und biegen dann unmittelbar nach der Brücke in einer Spitzkehre ab. Die super schmale Strasse ist in weiten Teilen nur einspurig und führt in Schlängellinien direkt unten am Fjord entlang um sich nach ca. 6 Km nach oben zu schwingen und dann in Serpentinen auf einer Fahrspur, die gerade mal ein wenig breiter ist als die Spur des Womos nach oben den Berg hinauf zu winden.



Auf diesem Bild ist der Preikestolen ganz winzig zu sehen:


Das Womo rattert über mehrere Tiersperren. Zwischen Schafen, die immer wieder gerade in dem Moment die Strasse überqueren müssen, wenn wir vorbei fahren wollen, landen wir dann oben auf dem Berg wie auf einer Alm.

Hier gibt es einen wunderschönen Wanderparkplatz der zum Schutz der Schafe vor uns oder zum Schutz des Parkplatzes vor den Schafen eingezäunt ist. Wir müssen erst das Gatter öffnen um passieren zu können. Selbst hier oben findet man aber eine Toilette und eine Müllstation. Wir laufen etwas umher und genießen die Landschaft. Wir sehen von hier aus einen kleinen Felsenvorsprung gegenüber, der quadratisch scheint und so absolut scharfkantig ist als wäre es der Predigerstuhl. Allerdings erscheint uns dieser Felsen mit seiner Abbruchkante viel zu kleine gegenüber seinen Nachbarn, so dass wir nicht glauben es wirklich mit dem Predigerstuhl zu tun zu haben.

Der Platz ist wunderbar gelegen und super idyllisch für eine Übernachtung. Das ständige Glockengeklapper der Schafe geht uns aber rasch so stark auf die Nerven, dass wir hier auch nicht schlafen werden. Außerdem sind wir hier wieder 12 Km von der Lysenfjordbrücke entfernt und von da aus sind es noch einmal 8 Km bis zum Wanderparkplatz also viel zu weit weg für den optimales Startpunkt zur Wanderung.

Laut unserem Reiseführer könne man im Hafen von Jörpeland übernachten. Da fahren wir jetzt noch hin. Müssen dann aber gleich feststellen, dass man in dem Hafen nicht mehr Campen darf. Die Gemeinde weißt darauf hin die Campingplätze zu benutzen.
Das können wir zwar verstehen aber so schlimm wollen wir dann doch nicht angezockt werden, der Campingplatz 5 Km vor dem Prekestolen ist extrem teuer. Ein paar Km zurück am Ufer haben wir einige Wohnmobile auf einer Wiese stehen sehen. Da fahren wir mal hin und schwups finden wir auch ein Plätzchen für uns.

Abends als die Sonne weg geht wird es arg kalt hier und es ziehen Wolken auf. Es kann sein, dass wir morgen Regen haben. Da wir auf dem neu begründeten Stellplatz gleich nette Leute kennen gelernt haben, wird es doch recht spät an dem Abend.





7. Tag - Wanderung zum Preikestolen

Morgens um 6 Uhr drehen wir uns noch einmal im Bett rum, da es aussieht als würde unsere Wanderung ins Regenwasser fallen. Gegen 7 Uhr stehen wir dann doch auf und nach einem schnellen Frühstück und Rucksackpacken fahren wir los.
Ein Schild unweit des Übernachtungsplatzes macht uns darauf aufmerksam, dass man gleich rechts in die Stichstraße abbiegen muss und es von hier aus noch 6 Km + 2 Stunden bis zum Preikestolen sind.

Der Wanderparklatz ist schnell erreicht und da wir schon Tage vorher fleißig Münzen gesammelt haben fällt es uns nicht schwer die 80 Kronen in den Parkautomaten abzudrücken und auch noch anderen mit Münzen auszuhelfen. Schon geht es los und es wird gleich zu Anfang richtig steil. Zum Glück ist es heute nicht so extrem heiß aber dennoch trocken. Ein ideales Wetter für unser Vorhaben.

Das Streckenprofil ist wirklich so steil:


8:08 Uhr geht es los.
Der Weg ist mit großen Steinen gepflastert aber mutet anfänglich noch begehbar an. Dann kommen wir bald an ein Moor welches mit Holzplanken überwandert werden kann.

Die Krönung der Wanderung erfolgt unmittelbar danach und ist ein gesichertes Geröllfeld an dem wir die steilste Passage souverän nach oben gelangen. Gelegentliche Verschnaufpausen und viel Wasser helfen uns dabei durchzuhalten. Nach etwas über 2 h ist es geschafft.

In Deutschland wäre es ein gefährliches Geröllfeld.
In Norwegen nennt man das Wanderweg:


Hier haben die Trolle schon ihre Fußspuren eingegraben:


Wir sind oben angekommen. Recht schnell stellt sich heraus, dass der kleine Felsabbruch, den wir gestern von gegenüber gesehen haben doch der Preikestolen war. Von gegenüber sah er zwar auffallend gerade abgebrochen aber neben seinen grossen Brüdern eben aus wie ein Winzling aus.

Eine gigantische Aussicht haben wir von hier oben. Ein paar Kids wurde eine Skateboardrampe mit einem Hubschrauber nach oben geflogen und die machen hier oben ihre ungelenken Übungen, die im Fernsehen übertragen werden. So toll sehen die Sprünge nun auch nicht aus. So trauen sie ihren Kunststücke auch selber nicht und bleiben mind.20 Meter von der Abbruchkante entfernt. Den Rest muss der Kameramann wohl mit der Perspektive machen.



Verrückte trainieren hier oben mit ihrem Skateboard:




Es ist kurz nach 11 Uhr als wir wieder nach unten gehen. Jetzt kommen uns Massen von Leuten entgegen, so dass wir immer wieder stehen bleiben müssen um jemanden vorbei zu lassen. Zum Glück dürfen wir jetzt abhauen. Es wird immer voller hier oben und je weiter wir nach unten kommen um so mehr fällt uns auf wie leichtfertig manche Leute so eine Wanderung angehen. Mit leichten Schlappen an den Füssen und maximal einem 0,3 Liter Wasserfläschchen in der Linken geht es mal schnell auf den Berg. Wir jedenfalls sind froh die Wanderstiefel mit fester Schnürung an den Knöcheln angezogen zu haben, da wir gerade bei der Tour Bergab diesen sicheren Halt benötigen. Unten angekommen merken wir unsere Füße nicht mehr.

Die letzten Kilometer haben doch ganzschön geschlaucht und beim hinabklettern konnten wir uns oft nicht vorstellen, dass wir diesen Weg jemals hinauf geklettert waren. Erst jetzt wurde uns bewusst wie steil der Aufstieg war. In Deutschland nennt man diesen Weg wohl unbegehbar hier ist es scheinbar der begehrteste Wanderweg Norwegens, da uns mittlerweile unheimlich viele Leute entgegen kommen. Zum Glück sind wir sehr zeitig lost marschiert und hatten so noch kein Gedränge auf dem Weg.

Wenn Trolle Würfel spielen, dann machen sie das mit übermannshohen Granitblöcken:


Völlig K.O. wird erst einmal der Schweiß abgeduscht und wir fahren noch einmal in den Hafen von Jörpeland um in Ruhe unser Mittagessen zu genießen. Während des Essens schauen wir auf den Fjord hinaus und sehen, wie ganz nah beim Ufer ein Lachs Freudensprünge macht.

Unser Weg führt uns dann weiter nach Ardal wo wir eine super ausgestattete Tankstelle mit Entsorgungsstation finden. Dann geht es schnell auf die Fähre nach Nesvik und schon werden wir von den Wohnmobilisten verfolgt, die wir schon am Prekestolen gesehen hatten. Wir sind zum Glück zuerst auf der Fähre. Der Kassierer schätzt unser Womo auf 6m was uns fast 70 Kronen am Fahrpreis einspart, denn wir zahlen dieses Mal nur 74 Kronen.

In einem wilden Ritt durch Tunnel und an Fjorden vorbei erreichen wir bald Erfjord und finden dort einen stillen Platz am Jachthafen des kleinen Ortes zum Übernachten und zum Angeln.
Haste was Kannste blinkert Thomas 4 dicke Makrelen aus dem Wasser während mir noch immer die Füße weh tun und ich ganz sicher zeitig ins Bett gehe.